Heute habe ich ein Glas Pflaumenkompott geöffnet, dessen Inhalt ein so grandioses Feuerwerk auf meine Geschmacksnerven abgefeuert hat, dass ich das Rezept heute hier mit meinen Lesern teilen muss.
Die Früchte bekam ich im Spätsommer von einem Mitbürger, der wegen burn out vorzeitig seine Karriere im aktiven Polizeidienst beenden musste und seine nunmehr großzügig bemessene Freizeit ins Ernten aufgelassener Obstbäume und -sträucher investierte. Ich hatte ihn auf — genau genommen eigentlich unter — einer der Bänke auf dem Platz vor meinem Haus kennengelernt. Wenn er nicht gerade herrenloses Obst erntete kümmerte er sich um — wie er es nannte — Schandflecken unserer Stadt. Klartext: er beseitigte Unkraut auf öffentlichen und halböffentlichen Plätzen wo seiner Meinung nach kein Unkraut sein sollte. Eben auch unter den Bänken auf dem Platz vor meinem Haus …
Eines Tages klingelte er an meiner Tür und fragte, ob ich ihm vielleicht eine größere Menge frisch gepflückter Brombeeren abnehmen wolle, er hätte nicht mehr genug Gefäße. Ich liebe Brombeergelee über alles und war nicht im Stande, sein Angebot abzulehnen. Den ganzen restlichen Sommer über belieferte er mich mit Obst und bekam dafür Gläser mit Marmelade, Apfelmus oder Birnenkompott.
Zum Schluss kamen die Pflaumen. Als ich aus der Klinik zurück kam standen die Gläser mit dem fertigen Kompott noch auf der Küchenarbeitsplatte. Heute also habe ich eines der Gläser geöffnet, und das Silvesterfeuerwerk auf dem Platz vor meinem Haus vor wenigen Tagen — so spektakulär es auch war — verblasst gegen das Feuerwerk auf meiner Zunge. Wie gesagt.
Das Rezept stammt aus einem alten französischen Kochbuch, das mir mein Bester Freund letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat. Und das Geheimnis ist, glaube ich das Karamel, mit dem die Zauberei beginnt und das unendlich langsame Vor-sich-hin-Köcheln bei halbgeöffnetem Deckel. Probiert es aus. Und hebt mir was auf ;-) …
Hier nun das Rezept:
250 gr Zucker in einem Emaille- oder Kupfertopf karamellisieren lassen und mit
0,7 l trockenem, gehaltvollem Rotwein (Barbera, Rioja) ablöschen.
2 Vanillestangen aushöhlen und Mark und Stange mit
1/2 TL Zimt
je 2 Messerspitzen Nelkenpulver und Muskat sowie von
1 großen Orange Saft und abgeriebene Schale in den Wein geben.
Wenn das Karamel sich aufgelöst hat
1 kg Pflaumen entsteinen, vierteln und in dem Weinsud auf sehr kleiner Flamme köcheln lassen, bis die Flüssigkeit ein wenig geliert (Tellerprobe). Heiß in nicht zu große Gläser füllen. Einmal geöffnet bleibt es höchstens drei Tage im Kühlschrank gut — vorausgesetzt man schafft es überhaupt, den Löffel wegzulegen bevor das Glas leer ist …