Wie gesagt: dies ist mein blog. In einem blog möchte man etwas mitteilen. Etwas Bedeutsames, am besten. Und verstanden werden, natürlich. Mehr noch — richtig verstanden werden. Jeder möchte das. Ich möchte das auch. Das ist gar nicht so einfach. Selber glaubt man ja meist zu wissen, was man meint. Ich meine das jedenfalls meistens. Aber seit Friedemann Schulz von Thun und seinem 4-Ohren-Modell scheint die nützlichere Annahme »Kommunikation ist, was ankommt« … oder »Information entsteht beim Empfänger« zu sein.
Ein Beispiel: Im Berliner Wahlkampf 2011 stehen auf Hauptverkehrsstraßen Wahlplakate der CDU, auf denen steht: »Mit den Grünen hier demnächst« und darunter ein Tempo-30-Zeichen. Eigentlich sind 50 km/h erlaubt. Doch viele Autofahrer sind irritiert und treten auf die Bremse. Am heftigsten scheinen die automatischen Tempolimit-Erkenner der Bordcomputer reagiert zu haben. Ob es Unfälle gab, ist nicht sicher überliefert …
Wie dem auch sei — man kann nie genau wissen, was beim anderen ankommt. Deshalb kann man streng genommen eigentlich nie ganz sicher sein, ob man auch wirklich richtig verstanden wird. Oder verstanden hat. Ganz streng genommen gibt es so gesehen gar kein Verständnis, sondern nur mehr oder weniger nützliche Missverständnisse. Worauf es ankommt, scheint also zu sein, möglichst eher nützliche Missverständnisse zu produzieren.
Ich bin Familientherapeutin. Und häufig Paartherapeutin. Oder Elterncoach. Die Leute kommen meistens erst, wenn es schon knirscht oder kracht. Theoretisch könnte dann die Idee von den eher nützlichen Missverständnissen ganz nützlich sein. Das klassische PingPong von »Du hast gesagt …« »Nein, Du…« könnte dann zu «Bei mir ist durch das, was ich von Dir meine verstanden zu haben, das Missverständnis entstanden … und ich frage mich, ob es ein eher nützliches oder ein eher weniger nützliches ist. Was meinst Du?« Doch cool, oder? Allerdings kommen meine Klienten meistens erst zur Paarberatung, wenn sie schon in einer Krise stecken und entweder wütend oder sprachlos geworden sind. Und dann ist ein solcher Vorschlag meist doch eher weniger nützlich …weiterlesen…